Quelle: Video: (Elias Felber, 2024), Bilder im Banner: (Elias Felber, 2021, 2022, 2024), (Irina Felber, 2021)
Unsere IDPA über den Zoo Basel
2024 feiert der Zoo in Basel, gerne auch Zolli genannt, sein 150-jähriges Bestehen. Wir haben dies zum Anlass genommen uns mit unserer IDPA
(Der Abschlussarbeit der Berufsmaturität) mit der Geschichte des Zollis auseinander zu setzten. Wir haben dabei untersucht, wie sich die Bedeutung und der Sinn des Zoos in Basel verändert hat. So besteht der Zoo seit 150 Jahren am gleichen Ort, aber er hat sich stark verändert. Begebt euch mit auf eine Reise durch 150 Jahre Schweizer Zoogeschichte.
Video über die Eröffnung des Zoos (selbst erstellt, Elias Felber, 2024)

B1: Blick über den Zoo 1874, vorne rechts ist das Hirschhaus zusehen, dahinter das Restaurant, links dahinter das Eingangsgebäude, im Hintergrund ist die Stadt und das Münster zu erkennen (Varady, 1860-1880)
1874
Eröffnung des Zoologischen Garten in Basel
Am 3. Juli 1874 wird der zoologische Garten in Basel eröffnet.
Die Ornithologische Gesellschaft Basel gründete den Zoo mit dem Ziel das Interesse der Basler Stadtbevölkerung an der Natur und der Tierwelt zu fördern (Zoo Basel, 2024).
Gemäss diesem Leitbild wurden in den Anfangsjahren zunächst fast ausschliesslich einheimische Tiere gezeigt. Es waren verschiedene Vogelvolieren mit Hühnern und Wachteln, Fasanen oder Raubvögeln wie Adlern, Falken, etc. sowie mehrere Weiher mit Stelz- und Wasservögeln zu begutachten. Auch ein Hirsch- und ein Rehhaus, ein Bärenzwinger, die bis heute bestehende Eulenburg und ein Raubtierhaus mit Wolf, Fuchs, Dachs, etc. waren gebaut worden. Weiter waren auch Anlagen für Wildschweine, Büffel, Biber und weitere Tiere zu finden. Auch ein Restaurant war bereits bei der Eröffnung auf dem Zoogelände vorhanden (Degen Jennifer, Meili Lukas 2024, S. 36).
Insgesamt hatte der Zoo Basel im Jahr 1874, gemäss eigen Statistiken über den Tierbestand 518 Tiere (Individuen). (Zoo Basel, 1923)
Das Zoogelände war damals noch bedeutend kleiner als heute. Das Eingangsgebäude befand sich dort, wo heute das Affenhaus steht und hinter der Festwiese, heutige Flamingoanlage, war Schluss. (Zoo Basel, 2024)
Der Zoo war ein voller Erfolg - bereits im ersten Jahr besuchten
62 000 Besucher den Zoo. Zum Vergleich - Basel hatte damals eine Bevölkerung von 50 000 Einwohner (Zoo Basel, 2024).
Sinn und Bedeutung
So erfüllte der Zoo zu Beginn vor allem den Zweck, den Menschen die Natur wieder näher zu bringen. Von den vier heutigen Leitzielen - Erholung, Forschung, Naturschutz und Bildung (Webseite Zoo Basel) - war der Zoo damals nur für das erste, die Erholung vom stressigen und anstrengenden Fabrikalltag, gedacht.
1878
Die Tiere werden exotisch
Doch schnell war das Interesse der Bevölkerung erschöpft.
1878 war das besucherzahltechnisch schlechteste Jahr in der Geschichte des Zollis - nur rund 55 000 Besucher besuchten den Zolli in diesem Jahr. Die Menschen hatten das Interesse an den Tieren verloren. Exotische Tiere wie Elefanten, Giraffen, Löwen, wie man sie aus den Zoos in den europäischen Nachbarsländern und von Reisenden berichtet bekam, waren nun gefragt. Deshalb forderte der Zolli wohlhabende Basler auf, Tiere von ihren Reisen mit nach Basel zunehmen. So wurde der Zoo fortan mit Tieren versorgt.
Auch beauftragte man Wilderer mit der Beschaffung von Tieren. Es wurde ausgestellt, was man bekam.
Die Ankunft neuer Tiere war ein grosses Ereignis, was von Bevölkerung und Medien gefeiert wurde (Degen Jennifer, Meili Lukas 2024, S. 94-97).
Man achtete nicht auf die Lebensweise der Tiere, egal ob Herdentier oder Einzelgänger, die Tiere wurden so gehalten wie es gerade passte. Bei Grosstieren alle gemeinsam, bei Vögeln jeder einzeln in seinem kleinen Käfig. Auch wurde viel Wert auf Darstellung und Inszenierung gelegt. So lebten die Hirsche in ihrem Jagdhaus, der Elefant in einem Indischen Tempel, die Löwen und Tiger in ihrem Palast und die Antilopen in ihrem - bis Heute bestehenden - monumentalen Antilopenhaus, das an ein europäisches Herrschergebäude erinnert. Auf die Bedürfnisse der Tiere und auch auf die Hygiene wurde bei der Architektur nur sehr spärlich geachtet. Daher wurden viele Zootiere nicht alt, die meisten überlebten nur wenige Wochen oder Monate. Dies zeigt sich exemplarisch in dieser Übersicht über den Tierbestand aus Februar 1979 (Zoo Basel, Staatsarchiv Basel-Stadt). Bei keinem der verstorbenen Tiere ist in der Spalte «Jahr» bei der Lebenserwartung etwas eingetragen. Rechts ist ein Ausschnitt aus dem Jahresbericht des Zoos über das Jahr 1877 (Zoo Basel, Staatsarchiv Basel-Stadt): Bei einem Bestand von 628 Tieren anfangs des Jahres verendeten 539 Tiere im Verlauf des Jahres an ihrer Stelle wurden 508 neue Tiere besorgt.

B3: Auszug aus "Veränderungen im Thierbestand, Seite zum Februar 1979"
(Zoo Basel, 1923)
Da die Tiere auf der Reise von der Wildnis in den Zolli nicht von tierkundigem Personal betreut wurden, starben die meisten Tiere bevor sie ihr Ziel erreichten oder kurz darauf. Dieser Zustand war Zoodirektor Heini Hediger zunehmend ein Dorn im Auge. Daher wurde 1947 das letzte Mal ein Wilderer mit der Tierbeschaffung beauftragt. Von nun an schickte der Zoo eigenes Personal auf Safari um neue Tiere zu besorgen. So reisten noch im gleichen Jahr Zootierarzt Ernst Lang und Verwaltungsrat Dieter Sarasin mit ihren Ehefrauen ins heutige Tansania und kamen erfolgreich mit vielen Tieren zurück (Degen Jennifer, Meili Lukas 2024, S. 94-97).
Sinn und Bedeutung
Die Menschen wollten die Welt entdecken, und das erleben, was Reisende berichteten. Im Zoo war das möglich, die Menschen konnten den unbekannten Tieren aus der fernen Welt begegnen und die unterschiedlichen Tiere miteinander vergleichen. Dies förderte gewissermassen die Bildung, auch eine Art von Forschung, auch wenn wir dies nicht mit dem Bildungsauftrag eines mordenden Zoos oder der heutigen Tierforschung vergleichen können.
Video über Beschaffung exotischer Tiere (selbst erstellt, Elias Felber, 2024)

B2: Drei Zwergflusspferde und ein Elefant im Zoo Basel (Jeck Lothar, 1925-1935)

B4: Auszug aus dem Geschäftsbericht des Zoo Basel über das Jahr 1877,
(Zoo Basel, 1878)

B5: Ankunft der Tiere von Lang und Sarasins erster Safarireise 1947,
(Hans Bertolf, 1947)
Video über die Ausstellung von Menschen (selbst erstellt, Elias Felber, 2024)

B6: Fünf Mitglieder einer Völkerschaugruppe mit Zoobesuchern im Hintergrund,
(Alfred Mutz, 1926)
1879
Der Zoo stellt Menschen aus
1879 beginnt in Basel, wie in vielen anderen europäischen Zoos auch, ein dunkles Kapitel. Der Zoo stellt neben Tieren auch Menschen zur Schau.
Als der Zoo- und Zirkusbesitzer Carl Hagenbeck aus Hamburg 1879 mit seiner Nubierkarawane durch Europa zog, machte die Karawane auch in Basel halt. Neben Elefanten und Geparden wurden hauptsächlich Menschen aus der Afrikanischen Kolonie ausgestellt. Die Menschen sollten ihre eigene Kultur darstellen, wobei die Anforderung an die Vorführungen primär die Europäischen Vorurteile waren (Degen Jennifer, Meili Lukas 2024, S. 128-131)
Während 12 Tagen war die Nubierkarawane in Basel zu Gast. In dieser Zeit besuchten fast 15 000 Besucher den Zoo, was aus dem Geschäftsbericht über das Jahr 1879 hervorgeht.
1935 fand die letzte Völkerschau in Basel statt, die Bevölkerung hatte das Interesse an den Inszenierungen verloren. Bei den Besucherzahlen lassen sich in den letzten Jahren keine signifikanten Anstiege während der Völkerschauen feststellen.

B7: Auszug aus dem Geschäftsbericht des Zoo Basel über das Jahr 1879,
(Zoo Basel, 1880)
Sinn und Bedeutung
So verwerflich die Praxis der Völkerschauen auch aus heutiger Sicht ist, war es damals eine fast schon gewöhnliche Zooattraktion und war für den Zoo wichtig, um finanziell über Wasser zu bleiben. Trotzdem sollten die Völkerschauen keinesfalls schön geredet werde.
1919
Gründung Freundeverein,
Unterstützer in der Not
Nach dem ersten Weltkrieg befand sich der Zoo in einer grossen finanziellen Kriese. Die Tierpreise waren nach dem Krieg deutlich teurer als zuvor. Auch die Futterbeschaffung ist in den ersten Jahren nach dem Krieg noch eine Herausforderung. Der Zoo war dringend auf neue Tiere angewiesen, da auf Grund der Futterknappheit während der Kriegsjahre viele Tiere notgeschlachtet werden mussten. Nur dank der grossen Unterstützung durch die Bevölkerung, die trotz der allgemeinen Lebensmittelknappheit den Zoo mit Essensresten versorgte, überlebte der Zolli die Kriegsjahre.
1919 schloss sich ein Teil der «Zolli-Unterstützer» zusammen und gründete den Verein der «Freunde des Zoologischen Gartens Basel». Der Verein organisierte verschiedene Anlässe im Zoo um die Besucherzahlen anzuheben und auch andere Anlässe bei denen der Erlös vollumfänglich dem Zoo zugute kam. So konnten und können die Freunde des Zollis dem Zoo nicht nur ihre Spende zur Verfügung stellen, sondern auch noch mehr sammeln. Auch kaufte der Freundeverein Tiere ein und schenkte diese dem Zoo.
Anfangs waren die Beziehungen zwischen Zoo und Freundeverein harzig, da sich der Freundeverein nicht mit der Mittelbeschaffung befassen wollte. Diese Meinungsverschiedenheiten konnten später behoben werden (Peter Schmitt, 2024).
Auch als 1937 im Zoo die Maul- und Klauenseuche ausbrach half der Freundesverein die verlorenen Tiere zu ersetzten.
Bis heute sammelt der Freundeverein Spenden, organisiert unterschiedlichste Anlässe und hilft mit ehrenamtlicher Mitarbeit dem Zoo weiter. So kann der Zoo bis heute auf seine Freunde zählen.
Sinn und Bedeutung
Gemeinsam können die Unterstützer des Zoos mehr erreichen und ihre Unterstützung besser koordinieren, sowie durch gemeinsame Sammelaktionen noch andere zur Unterstützung animieren.

B8: Logo Freundeverein Zoo Basel (Zoo Basel, unbekannt)

B9: Infoveranstaltung des Freundevereins im Zoo (Freundeverein Zoo Basel, unbekannt)
Video über Anlagen ohne Gitterzäune (selbst erstellt, Elias Felber, 2024)

B10: Afrikanischer Leopard in einem Käfig (Fritz Burkhardt, 1903)

B11: Malaienbären in einer gitterlosen Anlage (selbst erstellt, Marcel Felber, 2004)

B13: Wildhunde in einer gitterlosen Anlage, Quelle: (Marcel Felber, 2004)
1920
Gitterlose Anlagen,
der Zoobesuch wird zur Safari
Der Solothurner Urs Eggenschwyler brachte dem Zoo neben dem Seelöwenfelsen ab 1920 auch ein neues Zookonzept nach Basel. Denn Carl Hagenbeck hatte in seinem Zoo in Hamburg (DE) mit der Afrikaanlage, an deren Bau auch Eggenschwyler beteiligt war, eine neue Art der Tierpräsentation entwickelt. Die Tiere sollten nicht weiter «unnatürlich» in Käfigen gehalten werden. Begrünung, Gräben und Höhenunterschiede sollen die Tiere auf natürliche Weise von den Besuchern trennen. So soll der Zoo nicht weiter bloss eine Ausstellung unterschiedlicher Tiere sein (SRF, 2012). Die Besucher sollen das Gefühl erhalten, den Tieren ungehindert nah zu kommen, so als wären sie selbst in der Wildnis auf Safari. Zusätzlich sollten die Tiere wie in der Afrikaanlage in realen Zusammenstellungen gehalten werden. Überhaupt war das Konzept unterschiedliche Tiere (im Fall der Afrikaanlage Strausse und Zebras) gemeinsam auf einer Anlage zu halten neu.
Die erste gitterlose Anlage Hagenbecks war das «Nordland Panorama», welches 1896 in Hamburg eröffnete und mit welchem Hagenbeck sogar durchs Land zog. Hagenbeck lies sich das Konzept der gitterlosen Anlagen sogar patentieren. Urs Eggenschwyler war bereits bei dieser Anlage beteiligt gewesen.

B12: Afrikaanlage Zoo Hagenbeck in Hamburg. Die Anlagen für Wasservögel, Afrikasavanne, Löwen und Afrikanische Bergwelten sind so angelegt, dass aus der richtigen Perspektive die Wege und Zäune zwischen den Anlagen verschwinden und es wie eine Anlage wirkt (selbst erstellt, Elias Felber, 2023).
Sinn und Bedeutung
Hagenbeck änderte die Vorstellung vom Zoo als Museum zum Zoo als «Erlebnis-Safari-Park» auch wenn er das wahrscheinlich nie so ausgedrückt hätte. So soll der Besucher die Tiere in «Freiheit» erleben.

B14: Die von Eggenschwyler gestaltete Seehundanlage in Basel (selbst erstellt, Elias Felber, 2024)
Ab 1940
Forschung und Zucht statt Wildfänge
Wie bereits erwähnt wurde die Besorgung der Tiere auf Verlangen Hedigers selbst in die Hand genommen, um die Anzahl der Tiere, die den Transport nach Basel nicht überlebten, zu reduzieren.
Durch gesetzliche Bestimmungen und die politischen Unruhen wird es jedoch zunehmend schwieriger Tiere direkt aus der Wildnis zu besorgen. Auch sind Tiere, besonders aus anderen Zoos, nach dem zweiten Weltkrieg ziemlich teuer.
Spätestens als die kolonialen Strukturen in Afrika an den Fünfzigerjahren zu bröckeln beginnen, wird der logistische Aufwand für die Beschaffung von Wildtieren erheblich erhöht und die Transporte sind mit einem grossen Risiko für Mensch und Tier verbunden.
Glücklicherweise setzte der Zoo in Basel bereits früh auf Forschung um die Lebensqualität der Tiere zu steigern. Durch immer neue Erkenntnisse gelang es, die Lebensdauer der Tiere erheblich zu steigern. Um die Europäischen Klischees zu erfüllen waren viele Anlagen mit Dekorationen überfüllt. Davon kam man ab und legte fortan mehr Wert auf Hygiene.
Auch andere Bedürfnisse der Tiere wurden entdeckt und bei der Gestaltung der Anlagen berücksichtigt. Mache Tiere erhielten beheizte Böden, andere spezielle Rückzugsbereiche. Auch wurden die Tiere, so weit möglich, in natürlichen Gruppen gehalten. Durch die besseren Bedingung verbesserte sich das Wohlbefinden der Tiere. So nahm die Zahl der Tiere, die sich im Zoo fortpflanzten, schnell zu und die Jungtiere überlebte durch die bessere Haltung und Behandlung immer häufiger.
Am bekanntesten ist etwas das Nashornkalb «Rudra», das im September 1956 als erstes Panzernashorn in einen Zoo geboren wurde und für weltweite Schlagzeilen sorgte. 1959 folgte Gorillababy «Goma». Die Gorilladame war erst der zweite in Gefangenschaft geborene Gorilla und der erste in Europa. Auch bei anderen Tieren, wie Flamingo, Zwergflusspferd und weiteren erzielte der Zolli bereits früh grosse Zuchterfolge (Degen Jennifer, Meili Lukas 2024, S. 71-73).
Bis heute gelingen dem Zoo Basel beispielslose Zuchterfolge. Auf Rudra folgten bis heute (November 2024) 36 weitere Panzernashorngeburten in Basel.
Der Zolli führt auch das Internationale Zuchtbuch der Panzernashörner sowie diverse weitere Europäische und Internationale Zuchtbücher, zum Beispiel für Zwergflusspferde.
Sinn und Bedeutung
Forschung und Nachzuchten sind Kernaufgaben eines modern geführten Zoos. Durch die frühe Entscheidung auf die Forschung zu setzten, erhielt der Zoo in Basel seine heutige, weltweite Spitzenstellung im Bereich von Nachzuchten exotischer Tiere und trägt so einen grossen Teil zum Arterhalt bei. Bis heute hat sich dies nicht verändert. Basel ist bei vielen Tieren stark am Artenschutz beteiligt, teils mit Finanzierungen (z. B. zum Einrichten neuer Schutzgebiete) andererseits bei der Forschung an der Lebensweise um die Tiere durch mehr Wissen besser zu schützen.

B18: Ein Rosaflamingoküken, auch die Flamingozucht gehört zu den Kernkompetenzen des Zoo Basel (selbst erstellt, Irina Felber, 2021)
Video über die Zuchterfolge des Basler Zoos (selbst erstellt, Elias Felber, 2024)

B15: Das Nashornjunge Rudra mit Mutter Joymothi im Elefantenhaus, das auch die Nashörner beheimatetet
(Hans Bertolf, 1957)

B16: Das Nashornjunge Rudra (Hans Bertolf, 1957)

B17: Das Gorillajunge Goma in der Wohnung von Zoodirektor Ernst Lang
(Paul Steinemann, 1959)

B19: Ein Flusspferd mit Jungtier (selbst erstellt, Marcel Felber, 2004)
Video über die Wegegestaltung im Zoo (selbst erstellt, Elias Felber, 2024)

B21: Blick auf die Nashornanlage durch die Wegbegrünung (selbst erstellt, Elias Felber, 2024)
1954
Der Zoo wird zum Erholungspark
Die Gestaltung des Geländes war in Basel lange zweitrangig zumal man sich in den 1920er-Jahren gezielt gegen die damals typische mit Deko überhäufte Anlagengestaltung entschied. Die Anlagen waren mehrheitlich leere Grünflächen mit wenig Bepflanzung. So waren die Gehege für die Besucher gut einsehbar. Die Besucherwege reichten überall bis an die Gehege heran, beinahe die ganze Fläche ausserhalb der Anlagen war asphaltiert.

B20: © Swisstopo, Luftaufnahme von 1953 (Swisstopo, 1953)
1954 entwickelte der Gartenarchitekt Kurt Brägger ein neues Gestaltungskonzept für den Zoo Basel. Neben den bis heute für den Zoo bekannten grünen Bänken, Abfalleimern, etc. entwarf er auch ein neues Wegekonzept - die breiten, den ganzen Platz einnehmenden Wege sollen weg. An ihre Stelle sollen schmalere, verschlungene Wege, die den Besucher durch einen grünen, abwechslungsreichen Garten führen, so dass der Besucher nicht weiter als 100 Meter sehen kann. Auch die Einblicke in die Gehege wurden weniger, so dass sich der Blick immer wieder im Grün erholen kann bis nach der nächsten Biegung wieder ein neues Tier im Grün zu entdecken ist.
Sinn und Bedeutung
Durch die Umgestaltung wird der Zoo lebendiger. Die Tiere sind in ihren Gehegen nicht mehr wie in einem Glaskasten ausgestellt und auch zwischen den Gehegen entstehen Lebensräume für Tier und Pflanzen.
1956
Die Tiere sind Montagskrank, Fütterungsverbot
Langen war es - wie in praktisch allen zoologischen Gärten - auch in Basel üblich, dass Zoobesucher Essensreste aber auch frisches Obst und Gemüse mitbrachten um damit die Tiere zu füttern. Ab den Nachkriegsjahren stiegen die Besucherzahlen stark an und damit auch die mitgebrachten Essensreste.
Die nicht auf das Essverhalten der Tiere abgestimmten Lebensmittel, die zum Teil auch noch verschimmelt waren, führten bei den Tieren zu unterschiedlichsten Krankheiten, besonders zu Verdauungsproblemen. Umgangssprachlich sprach man gerne von der «Montagskrankheit» da die Wochenende besonders Besucherintensiv waren und die Tiere so besonders viel zu fressen bekamen.
1956 stellte Hans Wackernagel, der wissenschaftliche Assistent von Zoodirektor Heini Hediger, die Ernährung der Zootiere um. Es wurden Futtermischungen für alle Tiere festgelegt, hauptsächlich wurden die Tiere fortan mit Kraftstoffpellets ernährt.
Im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Zoos zu jener Zeit, wollte man in Basel den Besuchern das Füttern nicht gänzlich verbieten. So war das Füttern mit mitgebrachten Speisen zwar nicht mehr gestattet, dafür waren an der Kasse Futterpellets für die Tiere zu kaufen. Man wollte besonders den Kinder ihre nahe Bindung zu den Tieren nicht nehmen.
Leider waren weiterhin bei den Tiere Anzeichen einer Fehlernährung und Überfütterung erkennbar, anscheinend hielten sich nicht alle Besucher an die neuen Regelungen. So sah sich Hediger 1960 gezwungen, das Füttern durch die Besucher gänzlich zu verbieten. Wie sich gezeigt hatte, war die langjährige Tradition, die für den Zoo finanziell zeitweise sehr wichtig war, mittlerweile nicht mehr mit der Ernährung exotischer Tiere in einem modernen Zoo zu vereinbaren (Burkhardt Louanne, 2020).
Sinn und Bedeutung
Auch wenn das Ende dieser langen Tradition manchen Besuchern einen wichtigen Bestandteil ihrer persönlichen Beziehung zu einzelnen Zootieren wegnahm, war es ein wichtiger Schritt um das Tierwohl im Zoo erheblich zu verbessern und das Leiden und den Verlust der Tiere zu reduzieren.

B22: (Claire Roessiger, 1944-1959)
Video über den Kinderzoo (selbst erstellt, Elias Felber, 2024)

B23: Ein Trampeltier im Kinderzoo, heute sind im Basler Zoo keine Trampeltiere mehr anzutreffen (selbst erstellt, Marcel Felber, 2004)
1977
Kinderzoo,
wieder näher beim Tier
Mit dem Fütterungsverbot verloren die Besucher ihre nahe Beziehung zu den Tieren. So entstanden in den Zoos nach und nach die Konzepte für Streichelzoos. Die Kinder sollten sich um die Tiere kümmern können, sie anfassen und streicheln und auch auf ihnen reiten können.
So eröffnete nach langer Planung 1977 der Kinderzoo in Basel. So erhielten die Besucher wieder eine Möglichkeit den Tieren ganz nahe zu sein und sich um die Tiere kümmern zu können, ganz ohne dass die Tiere davon Schaden nehmen.
Im Kinderzoo können Kinder bis heute Lamas, Ponys und Esel unter Anleitung durch das Zollipersonal pflegen, bürsten und versorgen. Auch die Anlage der Ziegen und Meerschweinchen kann betreten und die Tiere gestreichelt werden. Weiter leben auch Minipigs, Zebus, Hühner, und weitere Arten im Streichelzoo, welche durch den Zaun auch gestreichelt werden können. Auf den Ponys kann auch geritten werden.
Sinn und Bedeutung
Die Nähe zu den Tieren ist den Besuchern besonders wichtig, diese ging mit dem Fütterungsverbot und dem Ende des Elefantenreitens ein stückweit verloren. Auf den neueren, grossen Anlagen haben die Tiere mehr Platz um sich vor den Besuchern zurückzuziehen als in den kleinen, gut einsehbaren Käfigen von früher. Mit dem Streichelzoo gab man den Besuchern wieder eine Möglichkeit ganz nah an die Tiere ran zu gehen und sich am Wohlergehen der Tiere beteiligen zu können.
Ab 1990
Zusammen was zusammen gehört, Lebensräume statt Einzelhaltung
Mit der zweischrittigen Eröffnung der Etoschaanlage zu Beginn der 2000er Jahre, welche die Tierhäuser Etoscha und Gamgoas, sowie die Anlagen für Geparden, Wildhunde und Löwen umfasst, läutet der Zolli ein neues Zeitalter der Tierhaltung ein. Die Tiere sollten nicht nur alleine für sich stehen, sondern für ihren Lebensraum. So werden nun verschiedene Tiere, ihren Lebensräumen entsprechend, in gemeinsamen Anlagen gehalten. Die Tiere im Zoo sollen nicht nur stellvertretend für ihre Artgenossen in der Wildnis, sondern für ihren ganzen Lebensraum stehen. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit Schutzgebieten in der jeweiligen Heimat - bei Etoscha mit dem Etoscha Nationalpark in Afrika.
In Basel gibt es auch weitere Gemeinschaftsanlagen, wie die bereits Anfang
der 90er-Jahren eröffnete Gemeinschaftshaltung von Afrikanischen Straussen, Grandzebras und Flusspferden. Diese wurde jedoch 2006 nach einem tragischen Unfall teilweise beendet, die Flusspferde leben seither getrennt von den anderen beiden Arten auf einer eigenen Anlagen.
Auch die Panzernashörner haben ihre Anlage bereits mit unterschiedlichen Tieren geteilt, aktuell mit Visayas-Pustelschweinne und Muntjaks.
Sinn und Bedeutung
Durch Gemeinschaftshaltungen erhalten die einzelnen Tiere mehr Platz, da Anlagen zusammen gelegt werden können. Durch die Interaktion mit anderen Tieren gestaltet sich der Alltag der Tiere abwechslungsreicher und natürlicher. Auch für den Besucher ergeben sich so tiefere Einblicke in das Leben der Tiere und es entstehen spannende und schöne Gesamtbilder.
Video über die Präsentation von Lebensräumen (selbst erstellt, Elias Felber, 2024)

B24: Ein Straussenweibchen und zwei Zebras auf der gemeinsamen Afrikaanlage, die sich die beiden Arten bis 2006 noch mit dem Flusspferden teilten (selbst erstellt, Marcel Felber, 2004)

B25: (Zoo Basel, unbekannt)
Video über die Veränderung der Tierhaltung (selbst erstellt, Elias Felber, 2024)

B26: © Swisstopo, Affenhaus, Affenfelsen und Bärenanlagen vor dem Umbau 2010-2012
(Swisstopo, 2009)

B28: © Swisstopo, Affenhaus nach dem Umbau 2010-2012
(Swisstopo, 2014)
Ab 2000
Platz da!
Mehr Platz für weniger Tiere
Schon seit längerer Zeit wurde in Basel beim Bau neuer Anlagen auf Tierarten verzichtet, so dass die Tiere, die blieben, grössere Anlagen erhielten. Besonders bei den Anlagen, die ungefähr seit der Jahrtausendwende entstanden, wurde dies vermehrt umgesetzt. Für das Affenhaus gingen Bären und Langhaarziegen, für das Haus Gamgoas fünf Grossraubkatzenarten, für die Tembeaanlage die Affeninsel, für den Umbau am Nashornhaus die Volieren für Raubvögel, etc.
Links sind ansichtsweise die Luftaufnahmen des Bundesamtes für Landestopologie Swisstopo vor und nach dem Umbau des Affenhauses zu sehen.
Sinn und Bedeutung
Für eine artgerechte Haltung müssen Anlagen immer wieder überdacht und weiter entwickelt werden. Alte Anlagen sind meistens für die Tiere viel zu klein. Da der Zoo in Basel aufgrund seiner Lage mitten in der Stadt kaum nach aussen wachsen kann, müssen mache Tiere weichen, damit andere neue und grössere Anlagen erhalten können. Sinnbildlich für die verbesserten Lebensbedingungen der Tiere steht auch das Vogelhaus. 1927 eröffnet lebten die Tiere hier Anfangs einzeln in kleinen Käfigen. Heute leben die Meisten der Vögel in einer Freiflughalle. Im Gebäude leben heute viel weniger Arten als früher dafür pro Art mehr Tiere.

B27: Vogelhaus Basel aus dem Jahr 1927, nach dem letzten Umbau 2019-2022 (selbst erstellt, Elias Felber, 2024)
2024
Der Zoo von Morgen -
«Zoo Basel 2049»
Zum 150-Jahre-Jubiläum gab der Zoo seinen Ausbauplan bis ins Jahr 2049 bekannt. Dabei möchte der Zoo noch die letzten Freiflächen rund um das Zoogelände in den Park integrieren und damit auch die Kantonsgrenze überschreiten. Auf dem heutigen Parkplatz sowie auf einem Hintergrundareal hinter dem heutigen Zoogelände in Binningen sollen neue Tieranlagen entstehen. Bei den Ausbauschritten wird das Konzept der Lebensraumanlagen weitergeführt. In Binningen entsteht eine neue Afrikaanlage. So sollen zu der bestehenden Gemeinschaftshaltung von Zebras und Straussen auch Giraffen und Antilopen und weitere Arten hinzukommen. Auf dem Parkplatz entsteht ein Tropenhaus für Tiere aus Mittelasien wie Manatees (Seekühe), Faultiere, Gangesgaviale und weitere. Auch auf der bestehenden Zoofläche soll gebaut werden. Im Sautergarten (Gebiet zwischen Dorenbachviadukt und Elsässerbahn, Nashörnern, etc.) soll eine Freiflugvoliere für den asiatischen Regenwald entstehen, so wird die Nashorn-WG erweitert werden. Im Bereich des heutigen Streichelzoos entsteht eine neue Anlage zu den Wäldern Afrikas. So verschwinden mit wenigen Ausnahme die Anlagen, bei denen «gleiche» Tiere
(z. B. Affenhaus) und nicht Lebensräume gezeigt werden. (Zoo Basel, 2024)
Sinn und Bedeutung
Eine weit vorausschauende Planung ist fortschrittlich und hilft verschiedene Aus- und Umbauschritte auf einander abzustimmen.
Video über die Zukunftspläne des Zoos in Basel (selbst erstellt, Elias Felber, 2024)

B29: Holzmodel der Zukunftspläne des Zoo Basel (selbst erstellt, Elias Felber, 2024)
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